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Die Hundezucht beeinflusst nicht nur Farben und Größen von Vierbeinern. Wie Wissenschaftler herausgefunden haben, macht sie sich auch beim Hundegehirn bemerkbar. Wie sich die Zucht auf Gehirne von Hunden auswirkt, lesen Sie hier.
Was unterscheidet Hunderassen?
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Hunderassen. Laut dem FCI (Fédération Cynologique Internationale) sind aktuell um die 350 verschiedene Rassen anerkannt. Während einige Züchtungen womöglich nicht so geläufig sind, gibt es viele, die weltweit bekannt sind. Von Labradoren und Dackeln bis hin zu Rottweilern und Chihuahuas – die Fellnasen gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Auf den ersten Blick variiert vor allem ihr Aussehen, denn sowohl die Größe als auch die Statur ist je nach Rasse anders.
Doch nicht nur die Optik macht die einzelnen Rassehunde aus, denn viele von ihnen haben auch rassetypische Charakteristika. Während Border Collies gute Hütehunde sind, eignen sich Labradore sehr gut für die Vogeljagd und Dobermänner für die Wächterarbeit. Doch warum eignen sich manche Vierbeiner besser für eine Aufgabe als andere? Der Grund hierfür liegt höchstwahrscheinlich in der Domestizierung und der damit verbundenen Zucht. Forscher haben sich deshalb dem Gehirn von Hunden zugewandt und dieses in einer Studie genauer untersucht.
Studie über das Gehirn beim Hund
Die Biologin Erin Hecht und ihre Kollegen haben sich der Frage gewidmet, ob sich die Gehirne unterschiedlicher Rassehunde unterscheiden. Ebenso wollten sie herausfinden, ob sich die Züchtung von Hunden auf die Gehirnstruktur ausgewirkt hat. Hierfür haben sie die MRT-Scans von Gehirnen von insgesamt 62 Hunden miteinander verglichen. Die teilnehmenden Vierbeiner gehören unterschiedlichen Rassen an: So waren unter anderem Beagle, Dobermänner, Boxer und Yorkshire Terrier in der Studie vertreten. Die Ergebnisse waren eindeutig, denn die Zucht hat nicht nur Einfluss auf die Äußerlichkeiten von Hunden, sondern auch auf deren Verhalten und Gehirnstruktur.
Wie unterscheiden sich die Gehirne beim Hund?
Wenig überraschend ist die variierende Größe der Gehirne: Kleine Hunde, wie Möpse und Chihuahuas, haben auch kleinere Hirne als ihre größeren Verwandten. Dementsprechend ist es naheliegend, dass auch die Gehirnform von Tier zu Tier variiert, nämlich entsprechend deren Kopfform. Möpse und Lhasa Apsos haben beispielsweise einen eher rundlichen Kopf, weshalb auch ihr Gehirn eher rundlich ist. Auffällig ist zudem, dass das Gehirn fast die gesamte Schädelhöhle ausfüllt. Bei Tieren mit einem eher länglichen Kopf, wie Retrievern, ist das Gehirn eher länglich und füllt nicht den gesamten Schädelhohlraum aus. Doch nicht nur die Form der Hundegehirne ist unterschiedlich, denn auch die Ausprägung einzelner Hirnregionen ist andersartig. Dies wiederum gibt Aufschluss darüber, warum sich viele Züchtungen durch typische Verhaltens- und Charaktereigenschaften auszeichnen.
Wie die Zucht das Gehirn beim Hund verändert
Während der Hund heutzutage als Haustier gehalten und oft als vollwertiges Familienmitglied betrachtet wird, wurde er früher in erster Linie zum Durchführen bestimmter Aufgaben gezüchtet. Schon damals haben sich einige Rassen für spezielle Funktionen besonders bewährt: Während Retriever sehr gut in der Entenjagd waren, eigneten sich Bulldoggen hervorragend für das Bear- bzw. Bullbaiting. Die Züchtung hat es ermöglicht, Vierbeiner mit ihren typischen Eigenschaften und Stärken zu züchten, sodass diese immer ausgeprägter wurden. Dies macht sich auch in deren Gehirnstruktur bemerkbar.
Beim Retriever sind bis heute die Hirnareale, die mit der räumlichen Navigation, Koordination und Augenbewegung zusammenhängen, deutlich ausgeprägter als bei anderen Züchtungen. Ein weiteres Beispiel sind Bulldoggen: Diese wurden früher hauptsächlich für die Hetzjagd eingesetzt, fanden jedoch später ihren Platz als treuer Familienhund. Diese Veränderung ist ebenfalls im Hundegehirn ersichtlich, denn die Hirnregionen für sportliche Kämpfe als auch die für Kameradschaft sind besonders stark ausgeprägt. Es lässt sich somit durchaus behaupten, dass die Domestizierung und die Hundezucht das Gehirn erheblich beeinflusst haben. Doch was bedeutet das jetzt eigentlich?
Hirn hat Einfluss auf Hunderasse
Es ist kein Geheimnis, dass Hunde sich durch bestimmte Eigenarten und Verhaltensmuster auszeichnen. Deshalb können und werden viele Rassehunde bis heute für die unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt. Denn auch heutzutage sind Border Collies beliebte Hütehunde und Dobermänner geschätzte Wachhunde. Sie lernen die benötigten Skills oft sehr leicht und es scheint, als wären sie für ebendiese Funktionen gemacht. Das ist zum Teil sogar zutreffend, aber eben nur zum Teil. Denn auch Border Collies werden nicht als Hütehunde geboren und auch Dobermänner sind nicht die geborenen Wachhunde. Viel zutreffender ist es, dass sie aufgrund der Züchtung und der damit verbundenen Veränderung ihrer Gehirne einfach eine Neigung dazu haben, spezielles Verhalten zu erlernen. Das bedeutet, dass auch sie ihre Aufgaben mit viel Training und dem einen oder anderen Leckerli oder Kausnacks lernen müssen.
Jeder Vierbeiner benötigt Training
Jede Fellnase, ganz unabhängig von der Hunderasse, benötigt ein liebevolles und konsequentes Hundetraining. Selbst wenn sie sich „von Natur aus“ besonders gut für eine Aufgabe eignen, heißt das nicht, dass sie mit den gewünschten Verhaltensmustern geboren werden. Wir als Hundehalter können jedoch ihre Neigung, spezielle Aufgaben zu lernen, unterstützen, und das Training entsprechend anpassen. Dadurch stellen wir zugleich sicher, dass die Bedürfnisse der jeweiligen Tiere befriedigt werden. Jagd- und Hütehunde benötigen aufgrund ihrer Neigung besonders viel Auslauf, weshalb sich Border Collies beispielsweise sehr gut für den Hundesport eignen. Bulldoggen lassen es hingegen meist ruhiger angehen und begnügen sich auch mit gemütlichen Spaziergängen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht auch zu wahren Sportskanonen werden können! Letztendlich werden alle Fellnasen mit denselben Fähigkeiten geboren, bei manchen sind diese meist einfach nur stärker ausgeprägt.
Zucht hat Einfluss auf Hundegehirn
Die Domestizierung und Züchtung hat erheblichen Einfluss auf das Gehirn von Hunden, weshalb bestimmte Rassehunde oft typische Verhaltensmuster und Eigenschaften mit sich bringen. Viele von ihnen lernen bestimmte Aufgaben deutlich schneller, da die notwendigen Hirnstrukturen durch die Zucht ausgeprägter wurden. Diese Neigungen können durch entsprechendes Training und dem einen oder anderen Leckerli und Kausnack gefördert werden.