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Haben Hunde ein schlechtes Gewissen?

Viele Hundehalter sind fest davon überzeugt, dass Ihr Haustier sich schuldig fühlen kann, wenn es etwas ausgefressen hat. Doch haben Hunde tatsächlich ein schlechtes Gewissen, oder ist dies ein verbreiteter Irrglaube? Wir gehen der Frage auf den Grund und verraten Ihnen, was es mit dem typischen Hundeblick auf sich hat und ob die Vierbeiner Schuldgefühle empfinden können.

Was ist schlechtes Gewissen?

So ziemlich jeder von uns hat schon einmal in seinem Leben ein schlechtes Gewissen verspürt: Eine soziale Emotion, welche sowohl bewusst als auch unbewusst, auf eine Fehlreaktion, Missetat oder Pflichtverletzung folgt. Um in der Lage zu sein, Schuldgefühle zu empfinden, ist ein Verständnis von Ursache und Wirkung sowie ein Moralempfinden von Nöten. Das bedeutet, dass man zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden können muss.

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Die meisten Menschen sind hierzu in der Lage und einer Umfrage zufolge glauben fast 74 Prozent der Hundebesitzer, dass ihre Haustiere ebenfalls Schuldgefühle zeigen können. Spätestens beim Anbetracht des typischen Hundeblicks, bleiben hier kaum Zweifel offen, dass Hunde ein schlechtes Gewissen haben können. Doch ist dem wirklich so?

Haben Hunde ein schlechtes Gewissen?

Sehen wir uns hierzu ein Beispiel an: Sie kommen von der Arbeit nach Hause und finden Ihr Wohnzimmer im totalen Chaos vor. Der Tisch ist leergeräumt, der Inhalt des Mülleimers in der Wohnstube verteilt und Ihre Schuhe angebissen. Womöglich sind sie schlecht gelaunt und wütend, vielleicht werden Sie sogar laut und schimpfen mit Ihrem Hund. Dieser sitzt in der Zwischenzeit auf dem Sofa, macht sich klein und schaut Sie mit dem typischen Hundeblick an. Womöglich denken Sie sich nun, dass Ihre Fellnase ein schlechtes Gewissen hat. Immerhin sollte sie ja wissen, dass Mülleimer und Schuhe tabu sind. Und das Verhalten des Tieres lässt darauf schließen, dass er sich schuldig fühlen muss.

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Die Wahrheit ist aber, dass dem nicht so ist! Vielmehr neigen wir Menschen dazu, das Benehmen und die Emotionen von Hunden aufgrund menschlicher Emotionen falsch zuzuordnen. Das soeben geschilderte Szenario ist ein Paradebeispiel hierfür! Denn der Vierbeiner drückt mit seiner Verhaltensweise keine Gewissensbisse aus, sondern versucht, Sie zu beschwichtigen.

Warum beschwichtigen Hunde?

Um zu verstehen, was der Vierbeiner mit seinem Hundeblick und seinem Verhalten sagen möchte, müssen wir die Situation aus seiner Perspektive betrachten: Sie kommen nach Hause, sind wütend und aufgebracht. Er versteht nicht, dass er zuvor etwas angestellt hat und Sie ihn nun  womöglich Stunden später  dafür tadeln.

In solch einer Situation ist er nicht dazu in der Lage, Ursache und Wirkung miteinander zu verknüpfen und er hat auch kein Moralempfinden.

Was er jedoch sehr wohl versteht und wahrnimmt, sind Ihre Emotionen und Ihre Stimmung. Er spürt, dass sich Ihre negativen Emotionen gegen ihn richten. Womöglich hat er in dieser Gegebenheit sogar Angst, fühlt sich unsicher und ist gestresst. Deswegen versucht er nun, Sie mit Beschwichtigungssignalen zu beruhigen und die Situation quasi zu entschärfen.

Beschwichtigungssignale von Hunden

Angst und/oder Stress äußert sich bei Hunden meist in Form von Beschwichtigungssignalen. Typisch sind beispielsweise vermehrtes Lecken über die Nase, häufiges Gähnen oder Blinzeln. Auch abgeflachte Ohren, das Abwenden des Kopfes, Einziehen des Schwanzes und der altbekannte Hundeblick sind typische „Calming Signals“. Oft werden diese körpersprachlichen Signale von Menschen nicht wahrgenommen, weshalb Fellnasen diese zusätzlich verstärken: Sie kommen angekrochen, legen sich auf den Rücken oder lecken ihr Herrchen oder Frauchen vermehrt ab.

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All diese Signale werden von uns als Schuldbewusstsein interpretiert, was sie letztendlich aber nicht sind. Die Hundekognitionswissenschaftlerin Alexandra Horowitz hat im Jahr 2009 zudem herausgefunden, dass Hunde nach ihnen bekannten Schimpfwörtern beschwichtigen – ganz gleich, ob sie etwas angestellt haben oder nicht. Daraus lässt sich schließen, dass sie in Wirklichkeit eher Angst vor dem Schimpfen als ein schuldiges Gewissen haben.

Beschwichtigungssignale ernst nehmen!

Wenn Sie merken, dass Ihr tierischer Freund Beschwichtigungssignale aussendet, nehmen Sie diese stets ernst und agieren Sie entsprechend. Für den Fall, dass Sie selbst der Auslöser sind, entschärfen Sie die Lage. Versuchen Sie, sich zu beruhigen, und machen Sie sich bewusst, dass es keinerlei Nutzen hat, den Vierbeiner im Nachhinein für unerwünschtes Verhalten zu tadeln.

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Behalten Sie stets im Hinterkopf, dass er Ursache und Wirkung in solch einer Gegebenheit nicht verknüpfen kann. Mit Schimpfen erzielen Sie keinerlei Lerneffekt, sondern sorgen lediglich dafür, dass Ihr Vierbeiner Angst bekommt und gestresst wird. Nichtsdestotrotz ist es wahrscheinlich in Ihrem Interesse, das unerwünschte Verhalten zu unterbinden. Dies gelingt am besten, wenn Sie die Ursache hierfür finden.

Was tun, um Angstgefühle und Stress zu vermeiden?

Wenn Ihr Hund wieder einmal etwas in Ihrer Abwesenheit angestellt hat, fragen Sie sich stattdessen nach dem „Warum“. Vielleicht hat ihn etwas gestresst, das ihn zu dem Fehlverhalten bewegt hat? Ebenso ist es möglich, dass ihm einfach langweilig war. Sorgen Sie daher am besten dafür, dass er immer ausgelastet ist, und bieten Sie ihm Beschäftigungsmöglichkeiten, wie Spielzeug oder Kausnacks, an.

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Vor allem kräftige Kauartikel wie KauknochenKauhörner oder Kauwurzeln bieten langanhaltenden Knabberspaß. Es kann natürlich auch sein, dass Ihr vierbeiniger Freund mit dem Alleinbleiben doch noch nicht so vertraut ist, wie Sie vielleicht denken. In diesem Fall ist es ratsam, mit ihm noch mal das Alleinbleiben zu üben. Ganz gleich, was der Auslöser für sein vermeintlich schlechtes Gewissen ist – versuchen Sie stets, mit positiver Verstärkung zu arbeiten.

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Das bedeutet, dass Sie erwünschtes Verhalten stets ausgiebig loben und belohnen. Für Letzteres bieten sich kleine Trainingshäppchen an, die Sie problemlos in die Jacken- oder Hosentasche stecken können.

Hunde haben kein schlechtes Gewissen

Es mag vielleicht viele Hundehalter enttäuschen, aber Hunde können sich nun einmal nicht schuldig fühlen. Vielmehr wird ihr vermeintlich schlechtes Gewissen von uns vermenschlicht und nicht als das angesehen, was es eigentlich ist, nämlich ein Beschwichtigungsversuch.

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Mit den körpersprachlichen Signalen möchten Hunde übermitteln, dass sie Angstgefühle, Unsicherheit oder Stress verspüren und versuchen, die Situation zu entschärfen und ihr Gegenüber zu beruhigen.