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Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum manche Hunde an der Leine plötzlich besonders aggressiv werden? Hierbei handelt es sich meist um Leinenaggression, die auch freundliche und gut sozialisierte Fellnasen treffen kann. Wir klären über dieses Verhalten auf und geben Tipps zum richtigen Umgang mit angriffslustigen Vierbeinern.
Was versteht man unter Leinenaggression?
Mit Leinenaggression haben viele Hundehalter zu kämpfen, denn dieses Phänomen ist bei Hunden nicht allzu selten. Betroffene Tiere reagieren an der Leine nicht nur auf Artgenossen, sondern auch in bestimmten Situationen aggressiv. Sie stampfen und springen auf, pressen sich mit aller Kraft in das Brustgeschirr und bellen bzw. knurren lautstark.
Dies sorgt nicht nur für brenzlige bzw. unangenehme Situationen beim Spazierengehen, sondern auch für Stress – sowohl beim Menschen als auch beim Tier.
Interessant ist, dass die betroffenen Fellnasen im Freilauf oft freundlich und verspielt sind. Die Aggression äußert sich meist erst, wenn die Tiere an der Leine geführt werden. Da stellt sich natürlich die Frage, warum Hunde an der Leine plötzlich angriffslustig werden.
Ursachen für Leinenaggression beim Hund
Leinenaggression beim Hund zeigt sich in der Regel dann, wenn ein angeleinter Vierbeiner einer unangenehmen Situation entkommen möchte. Im Freilauf können sich Tiere von unangenehmen Gegebenheiten entfernen, im angeleinten Zustand hingegen nur bedingt bzw. gar nicht. Die Ethologin Dr. Dorit Feddersen-Petersen beschreibt dieses Verhalten daher als „Mittel zur Distanzvergrößerung“.
Welche Umstände für die Tiere unangenehm erscheinen, ist individuell und lässt sich nicht verallgemeinern. So kann es durchaus sein, dass Ihr tierischer Freund bislang nur wenig Kontakt zu anderen Artgenossen hatte und sich angeleint unsicher, eingeschränkt und von ihnen bedroht fühlt. Vielleicht hat Ihr Hund bereits negative Erfahrungen mit Hunden an der Leine gemacht und generalisiert diese Erfahrungen auf alle anderen Vierbeiner. Womöglich sind Sie aber auch selbst angespannt und übertragen die Anspannung auf Ihr Haustier. Sehr häufig ist ein aggressiver Hund auch darauf bedacht, sein Revier oder seinen Besitzer zu beschützen – und zwar mithilfe von Aggressivität.
Formen von Aggression
Häufig gerät die Tatsache außer Acht, dass die Kommunikation von Hunden mit einer Leine eingeschränkt wird. Viele Vierbeiner verteidigen sich aus Unsicherheit oder Angst schon im Vorhinein und weisen aggressive Verhaltensweisen auf, um ihr Gegenüber zu vertreiben und sich auf diese Weise aus der unangenehmen Situation zu befreien.
Sehr häufig neigen sie auch zu einer territorialen Aggression und versuchen, ihr Revier von unerwünschten Eindringlingen zu beschützen. Hierbei muss es sich nicht zwingend um die eigenen vier Wände handeln, denn auch Gehwege und Grünflächen werden von Hunden als ihr Territorium betrachtet.
Hunderassen, die vor allem zum Bewachen und Beschützen gezüchtet sind, neigen übrigens vermehrt zu territorialer Aggressivität und entwickeln dementsprechend leichter eine Leinenaggression.
Viele Hunde neigen zudem zu sexuell motivierter Aggressivität, bei der die Fellnasen versuchen, gleichgeschlechtliche Artgenossen zu vertreiben. Dies betrifft Rüden und Hündinnen übrigens gleichermaßen! Auch die Verteidigung von Ressourcen kann Leinenaggression auslösen. Hierbei ist es oft ausreichend, dass der Hundehalter Leckerlis, kleine Kausnacks oder ein Spielzeug in der Jackentasche hat. Einige angeleinte Tiere sehen sich zudem in der Pflicht, ihren Besitzer zu beschützen. Dies ist häufig der Fall, wenn der Hundehalter im Alltag nicht als souveräne Führungskraft auftritt.
Wenn Hunde ihre Ressourcen oder ihren Besitzer beschützen möchten, stellen sie sich typischerweise zwischen das Objekt der Begierde und den Konkurrenten. Ganz gleich, warum die Leinenaggression auftritt, meist lässt sie sich mittels Training gut in den Griff bekommen!
Was tun bei Leinenaggression?
Um die Leinenaggression beim Hund in den Griff zu bekommen, müssen Sie zunächst deren Ursache herausfinden. Beobachten Sie hierfür das Verhalten Ihres Hundes und fragen Sie sich, warum er angeleint angriffslustig wird. Wurde er vielleicht an der Leine bereits von einem Hund gemobbt, angegriffen oder verletzt? Reagiert er nur auf bestimmte Artgenossen, Menschen oder Geschlechter? Nicht immer lassen sich diese Fragen direkt beantworten, denn oft wird das Tier in den unterschiedlichsten Situationen aggressiv.
Deswegen ist es ratsam, an dieser Stelle professionelle Hilfe zu holen und einen erfahrenen Hundetrainer zuzuziehen. Dieser kann das Verhalten des Hundes analysieren und gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Trainingsplan für Sie und Ihr Haustier entwickeln. Bedenken Sie aber bitte, dass sich unerwünschtes Verhalten nicht von einem Tag auf den anderen abtrainieren lässt. Die besten Trainingserfolge erzielen Sie, wenn Sie geduldig und vor allem konsequent bei der Erziehung bleiben! Zusätzlich lohnt es sich, zukünftig einige Dinge beim Spazierengehen zu beachten, um die Leinenaggression nicht weiter zu bestärken.
Sicher Gassi-gehen trotz Leinenaggressivität
Das Wichtigste ist: Lassen Sie Ihren Hund die Leinenaggression nicht weiter ausleben! Falls Sie beim Spazierengehen auf andere Fellnasen treffen, versuchen Sie ausreichend Abstand zu bewahren. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihren tierischen Begleiter stets an der abgewandten Seite zum anderen Hund führen. Dadurch vergrößern Sie nicht nur den Abstand zwischen den zwei Vierbeinern, sondern entschärfen zugleich die Lage ein wenig.
Falls Ihr Haustier dennoch aggressiv reagiert, versuchen Sie Ruhe zu bewahren und ihn mit einem Kommando, Spielzeug oder Leckerli abzulenken.
Wenn Sie seine Aufmerksamkeit ergattern und er Ihrem Kommando folgt, loben und belohnen Sie ihn ausgiebig! Übrigens: Auch das richtige Geschirr bzw. die richtige Leine kann Ihnen dabei helfen, die Kontrolle in schwierigen Situationen zu bewahren! Ein aggressiver Hund sollte vorzugsweise mit einem Brustgeschirr und nicht mit einem Halsband geführt werden.
Das liegt vor allem an der Tatsache, dass angriffslustige Tiere oft mit aller Kraft in das Halsband springen und sich dabei verletzen oder an Luftnot leiden könnten. Dies würde die Aggressivität zusätzlich verstärken, weshalb ein gutsitzender Brustgeschirr die bessere Wahl ist. Auch die Hundeleine sollte entsprechend gewählt werden: Wichtig ist, dass diese stabil ist und gut in der Hand liegt. Die Länge sollte so gewählt werden, dass der Vierbeiner genügend Freiraum zum Schnüffeln und Erkunden hat. Zu lange sollte die Leine aber nicht sein, da Sie Ihren Vierbeiner sonst nur schwer kontrollieren können.
Falls Ihr vierbeiniger Freund sich häufig auf andere Artgenossen stürzen möchte, ist ein Maulkorb empfehlenswert. Beachten Sie aber bitte, dass Sie Ihr Haustier erst langsam an das Tragen des Maulkorbes gewöhnen müssen. Dies ist zwar auch bei älteren Hunden in der Regel kein Problem, allerdings lohnt es sich, bereits Welpen im Zuge der Erziehung an den Maulkorb zu gewöhnen!