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Stress bei Hunden

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Stress ist ein (gesundheitliches) Problem, das nicht nur Menschen betrifft. Auch unsere Haustiere sind zahlreichen Stressfaktoren ausgesetzt, die sowohl den Körper als auch die Psyche belasten. Wir verraten Ihnen, wodurch Stress bei Hunden entsteht und welche Reaktionsmuster er typischerweise hervorruft. Außerdem erfahren Sie, wie Sie gestresste Vierbeiner am besten beruhigen.

Was ist Stress und wodurch entsteht er?

Eine umfassende und zugleich leicht verständliche Stressdefinition lieferte vor einigen Jahren der englische Biologe Donald Maurice Broom, indem er feststellte: „Stress bei Hunden findet statt, wenn die Anpassungsfähigkeit der Tiere überfordert wird. Auf lange Sicht können gesundheitliche Nachteile für gestresste Vierbeiner entstehen.“ Außerdem hat Broom herausgefunden, dass eine konstante Unterforderung ebenfalls Anzeichen von Stress hervorrufen kann. Bestimmt haben Sie schon von Haustieren gehört, die aus Langeweile unerwünschte Verhaltensweisen wie Aggressionen gegenüber Artgenossen, Hypersensibilität oder Zerstörungswut entwickeln. Hierbei handelt es sich (laut Donald Maurice Broom) ebenfalls um Stresserscheinungen.

Stress äußert sich bei Hunden durch verschiedene Symptome
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Körpersprache richtig deuten – Stresssymptome bei Hunden erkennen

Viele Hundebesitzer können nur schwer erkennen, was sich im Inneren ihres Haustieres abspielt. Schließlich haben Vierbeiner keine Möglichkeit, ihren Haltern verbal mitzuteilen, ob sie glücklich, gestresst oder ängstlich sind. Deshalb ist es umso wichtiger, auf die Körpersprache zu achten. Folgende Anzeichen können darauf hindeuten, dass sich Ihr vierbeiniger Freund gerade nervös und unwohl fühlt:

  • Winseln oder Jaulen
  • schrilles Bellen
  • übermäßiges Speicheln
  • wiederholtes Schütteln
  • mehrmaliges Gähnen
  • schnelles und flaches Hecheln
  • Zusammenkneifen der Augen
  • Einziehen der Rute
  • Aufstellen der Nackenhaare
  • steifer Gang
  • hektische Körperbewegungen
  • häufiges Urin- oder Kotabsetzen
  • Fressunlust oder komplette Futterverweigerung

Ist Stress für Hunde schädlich oder unbedenklich?

Stress ist eine genetisch verankerte und überaus sinnvolle Reaktion des Körpers auf eine unbekannte Situation, die eine Bedrohung für Leib und Leben darstellen könnte. Alle Stressreize erzeugen ein Reaktionsmuster, welches auf Flucht, Angriff, bewusste Ignoranz oder Verleugnung der stressigen Lage abzielen kann. Schädlich wird Stress bei Hunden erst dann, wenn er nicht richtig verarbeitet werden kann. Sowohl Menschen als auch Tiere benötigen Bewältigungsstrategien, um in stressigen Situationen nicht die Neven zu verlieren. Fehlen diese Strategien, besteht jedoch die Gefahr, dass sich Stressfaktoren negativ auf die Gesundheit auswirken. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass konstante Angstzustände das Immunsystem belasten und die allgemeine Lebensqualität senken.

Der Stress wirkt sich negativ auf die Gesundheit des Hundes aus
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Mein Hund ist ständig gestresst: die möglichen Ursachen chronischer Nervosität

Eine andauernde Nervosität des Hundes lässt sich vor allem auf drei Ursachen zurückführen:

  • Genetik
  • Umwelt
  • Erziehung

Ihr Haustier wirkt immer nervös – sogar in seinem gewohnten Umfeld? Dann könnten genetische Ursachen für diesen Gemütszustand verantwortlich sein. In diesem Fall muss der Tierarzt entscheiden, ob eine medikamentöse Therapie angebracht ist. Deutlich häufiger wird chronische Nervosität hingegen durch belastende Umweltfaktoren wie Lärm, Bewegungsmangel oder Überforderung beim Hundetraining ausgelöst. Unser Tipp an Hundebesitzer: Achten Sie auf einen geregelten Tagesablauf, der sich aus mehreren kurzen Spiel- und Trainingseinheiten sowie ausreichend Ruhephasen zusammensetzen sollte. Auch Fehler bei der Hundeerziehung können Verhaltensauffälligkeiten (wie chronische Nervosität) begünstigen. Kontaktieren Sie bei Bedarf einen Hundetrainer, der Ihnen erklärt und zeigt, wie Sie Ihren Liebling in stressigen Alltagssituationen (zum Beispiel bei Tierarztbesuchen oder bei Spaziergängen durch überfüllte Einkaufspassagen) wirkungsvoll beruhigen können.

Ein Hundetrainer kann helfen
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Die Stressphasen – Akutphase und Anpassungsphase

Jede Stressreaktion des Körpers umfasst zwei aufeinanderfolgende Phasen. Im Zuge der ersten Phase (Akutphase) werden Stresshormone ausgeschüttet. Das Herz beginnt schneller zu schlagen. Alle inneren Organe arbeiten mit erhöhter Alarmbereitschaft. Die Stresshormone Katecholamine und Cortisol können im Speichel sowie im Urin nachgewiesen werden. Hunde, die sich mitten in einer akuten Stressphase befinden, wollen dem Stressauslöser entkommen – wahlweise durch aktives (Flucht, Angriff) oder passives Verhalten (Stillhalten). Gelingt es nicht, den Stressfaktor vollständig auszuschalten, folgt die Anpassungsphase. In dieser Phase versucht der Organismus, sich bestmöglich an nicht veränderbare Umweltbedingungen anzupassen.

Stress bei Hunden – die Reaktionstypen A und B

Tiere des A-Typs zeigen in stressigen Situationen eine beschleunigte Atmung sowie gesteigerte Wachsamkeit. Auftretende Probleme werden meist durch aktives Handeln (wahlweise Flucht oder Angriff) gelöst. Vierbeiner, die neuen Situationen eher skeptisch und abwartend (passiv) gegenüberstehen, gehören dem sogenannten B-Typus an. Bei anhaltendem Stress ziehen sie sich immer stärker zurück. Manche Fellnasen wirken sogar lethargisch und depressiv. Diejenigen des A-Typs, die sich langfristig gestresst fühlen, entwickeln hingegen hyperaktive Verhaltensmuster oder eine ausgeprägte Zerstörungswut.

Stress kann sich in Zerstörungswut äußern
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Gestressten Hund beruhigen – sorgen Sie für konditionierte Entspannung

Sie wissen bereits, dass Ihr Liebling an bestimmten Orten (z. B. an dicht befahrenen Straßen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln) sowie in bestimmten Alltagssituationen (z. B. beim Zusammentreffen mit Artgenossen) gestresst reagiert? Dann sollten Sie für konditionierte Entspannung sorgen, um Ihre Fellnase zu beruhigen. Das Trainingsprinzip lässt sich mit wenigen Worten erklären: Sie geben ein Kommando, welches Ihr Liebling mit Entspannung verbindet, woraufhin er sich tatsächlich entspannt. Experten sprechen hierbei von einem künstlich erzeugten Wohlbehagen, das Stresssymptome lindern kann.

Überlegen Sie sich zunächst ein Signalwort wie „Easy“, das Ihr Haustier später mit positiven Gefühlen verknüpfen soll. Nun müssen Sie Ihren Vierbeiner langsam und geduldig auf Ihr Wunschkommando konditionieren. Verwenden Sie das Signalwort mehrmals pro Tag. Allerdings dürfen Sie es nur aussprechen, wenn Ihr Haustier völlig ruhig und entspannt ist. Ihr Liebling lässt sich gerade von Ihnen kraulen? Möglicherweise liegt er auch in seinem Körbchen und knabbert genüsslich an einem Kauartikel. Das ist die perfekte Gelegenheit, um mit der Konditionierung auf ein vorher festgelegtes Signalwort zu beginnen.

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Manche Hundeexperten raten auch zum Einsatz des Lieblingsspielzeuges oder zur Gabe von aromatisch duftenden Leckerlis und kleinen Hundekausnacks, um nervöse Fellnasen von Stressfaktoren abzulenken und in weiterer Folge zu beruhigen. Ob Ablenkungsmethode oder Entspannungstraining: Am besten testen Sie selbst, welche Vorgehensweise für Sie geeignet ist.

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Kauartikel und Leckerlis für gelangweilte Tiere

Stress kann bei Hunden auch durch konstante Unterforderung ausgelöst werden. Haben Sie Ihr Haustier schon einmal beim Knabbern an Schuhen oder Möbelstücken ertappt? Es wollte Sie gewiss nicht ärgern. Zerstörungswut sowie andere unerwünschte Verhaltensweisen dienen vielmehr dem Abbau von Langeweile und angestautem Stress. Unsere Empfehlung: Verwöhnen Sie Ihren vierbeinigen Freund regelmäßig mit einem knackigen Kauartikel oder einen Kauknochen, der ein stundenlanges Knabbervergnügen verspricht und gleichzeitig die Zähne pflegt. Für jedes Hundealter und jede Hundegröße gibt es passende Leckerlis. Das Angebot reicht vom klassischen Kauknochen aus getrockneter Rinderhaut über hypoallergene Kausnacks vom Pferd oder Strauß bis hin zu niedlichen Kauschuhen und vegetarischen Kauwurzeln.

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Stress bei Hunden sollte nicht zu einem Dauerzustand werden

Stress ist nicht per se gesundheitsschädlich für Ihren tierischen Freund. Allerdings sollte er nicht zu einem Dauerzustand werden, denn unbewältigte Stresssituationen hinterlassen ihre Spuren. Menschen und Tiere, die in ständiger Angst leben oder andauernd von nervöser Unruhe geplagt werden, sind anfälliger für Infekte, Herz-Kreislauf-Störungen sowie psychische Erkrankungen. Sorgen Sie deshalb für konditionierte Entspannung oder nutzen Sie positive Motivatoren wie Leckerlis und Spielzeug, um für Beruhigung zu sorgen. Zwang und laute Worte sind hingegen kontraproduktiv, da sie gestresste Vierbeiner noch stärker verunsichern. Suchen Sie bitte Rat in einer Hundeschule, wenn Sie weiterführende Trainingstipps von erfahrenen Experten benötigen.